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The ASC Trophy

2021


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Text & Fotos: Nico Beilharz

 

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ASC Trophy beim Vintage Meeting 2021 –

„Testfahrt“ im Eifelnass

 Der kalte Eifelregen prasselt mir ins Gesicht und ich entdecke einen weiteren Vorzug der auch hier allgegenwärtigen FFP2 Maske (den Regenschutz), als ich die wenigen Meter vom Hotel hinüber ins alte Fahrerlager laufe. Obwohl für ein Wochenende noch früh am Morgen, sind sie bereits zu hören: die Vier-, Sechs- und Achtzylinder Motoren, die nach einer kalten Nacht nun zum Leben erweckt werden. Heiser trompeten die kurzen Gasstöße aus den Endrohren von Alfa, Bentley, Mercedes, Riley, Wolseley, MG und Co., wie Fanfaren vor dem Einzug der Gladiatoren.

Und so in etwa fühlt es sich auch an. Es ist nicht nur der nasskalte Regen, der mir einen Schauer über den Rücken jagt, als ich das historische Fahrerlager betrete – sozusagen die Walhalla automobiler Rennhistorie. Vor den Boxen, alle benannt nach siegreichen Rennikonen, stehen sie umringt von ihren Mechanikern und Fahrern, alle mit Abstand und Maske – selbstverständlich! Auch wenn aus der etablierten Großveranstaltung kurzfristig nur eine „familiäre Einstellfahrt“ geworden ist, sind immerhin noch rund 40 ASC – Teams angereist, um mit ihren vornehmlich aus der Vorkriegsära stammenden Klassikern die Legende unter den Rennstrecken schlechthin, „den Ring“, unter die Räder zu nehmen.

Überall wird nochmal Hand angelegt: Hier die Persenning zurückgeschlagen, dort das Öl kontrolliert, nebenan wird noch am Vergaser optimiert – den Leerlauf kriegen wir noch besser hin! Und wie steht’s um die Zündkerzen? Reifendruck okay?

Ich bin auf dem Weg zu Box Nr. 45 vor der bereits SB Gerald Tschörner wartet. Kurzfristig darf ich als sein Beifahrer einspringen und mir den knappen, aber ausgesprochen komfortablen Platz mit dem Präsidenten der LG Hessen in seinem 36er Railton Light Sports Tourer teilen.

Der Regen hat etwas nachgelassen als wir das Cockpit besteigen, aber das will am Ring nichts bedeuten. Ein Horn ertönt – das Vorwarnsignal: Noch fünf Minuten bis zum Start! Jetzt wird es hektisch: Überall starten die Motoren, das Fahrerlager füllt sich mit Benzin- und Abgasgeruch und selbst die Luft vibriert.

Der Achtzylinder läuft seidenweich und das obwohl der Motor frisch überholt wurde und noch eingefahren werden muss – nun ja, welcher Ort wäre dafür wohl besser geeignet als die 1927 eröffnete „Erste Gebirgs-, Renn- und Prüfungsstrecke“, vulgo Nordschleife. Und auf die geht es jetzt auch. Wir rollen aus dem Fahrerlager, schlagen den Kragen hoch und das Helmvisier hinunter. Der Regen setzt wieder ein, aber das spielt jetzt keine Rolle. Zufahrt zur Strecke, an den gelb gekleideten Streckenposten vorbei, scharfe Linkskurve und dann stürmt der Railton los.

Sofort wischt das Heck ein wenig weg, die Strecke ist nass und das Drehmoment selbst unter 2000 Touren ausreichend, um die Hinterräder umgehend von ihrem Gripp zu befreien. Gegenlenken, Fuß vom Gas und wir sind wieder in der Spur. An uns dröhnt ein BMW 328 vorbei, dicht gefolgt von einem Wolseley Hornet Spezial. SB Tschörner lässt es seinem neuen Motor zu liebe erstmal noch ruhig angehen.

Im Laufe der ersten Runde fallen wir daher immer weiter zurück, denn auf den Geraden sind derzeit nicht mehr als rund 50 Miles per hour drin, aber in den Kurven schenken wir der Konkurrenz keinen Meter. Routiniert balanciert SB Tschörner den Railton durch das „S“ im Adenauer Forst, der Regen wird stärker, auch unsere Mitstreiter kämpfen mit den schwierigen Pistenbedingungen und es hat bereits die ersten (harmlosen) Dreher gegeben.

Als wir das Carriciola Karussell – natürlich innen! – durchqueren auf einmal blauer Himmel, Sonne! Die grüne Hölle jetzt in magischem Morgenlicht – nasser dunkler Asphalt im Kontrast zu frischem Blattgrün und weißblauem Himmel – genial! Ausfahrt Brünnchen, Schwung nehmen für den Anstieg und zack – da ist es passiert! Der Railton bückst hinten nach Links aus und wir kommen sehr elegant parallel neben der Strecke zum Stehen. Also dann, erster Gang, weiter geht’s!

Nach 90 Minuten ist es geschafft, Mensch und Maschine rollen zurück ins Fahrerlager. Es gab einige Ausfälle zu beklagen, aber keine Unfälle, was bei diesen Bedingungen für die Qualität bzw. die Disziplin der Fahrer spricht.

Mittags dann noch ein paar Runden auf der Grand Prix Strecke – auch ein Erlebnis aber absolut kein Vergleich zur Nordschleife. Nachmittags dann noch der obligatorische „Jagdausflug“, zum Glück bei Sonnenschein auch wenn die Außentemperatur sich nur zaghaft an den zweistelligen Bereich herantastet. Hier ist diesmal der Beifahrer voll gefordert, der anhand eines Roadbooks, wenn man die drei DIN A4 Seiten so nennen mag, die Navigation durch die Eifel übernehmen muss. Wunderschöne Strecke mit noch schöneren Fahrzeugen um einen herum.

Pünktlich zum Zieleinlauf am Ring startet dann wieder der Regen und nachdem wir unseren Engländer abgestellt haben ziehen wir uns in eines der Großraumzelte zurück und lassen den Tag bei geschmackvollem „To-Go Catering“ und Rheingauer Riesling Revue passieren. Da wir alle mit entsprechendem Abstand sitzen müssen, kommt es nicht zum dem ansonsten so typisch engem Austausch untereinander, aber wir alle sind froh, unter diesen Bedingungen überhaupt hier sein zu können und sei es nur in kleiner, separierter und vermummter Runde.

Am Sonntagmorgen dann noch einmal auf die Nordschleife, diesmal bei feinstem Sonnenschein, doch dafür streikt der Railton, oder besser gesagt, die Zündspule. Der tatkräftigen Mechaniker Crew rund um Arie Jean, die extra aus Belgien angereist sind, um den Teams technisch zur Seite zu stehen, gelingt zwar die Reparatur, aber dann ist die Zeit auch schon wieder um – wie eigentlich das ganze Wochenende viel zu schnell verging.

Im kleinen Kreis dann nachmittags die Vergabe der ASC Trophy an die verdienten Siegerteams (siehe Foto). Ein ganz besonderer Moment dann noch die erstmalige Verleihung der „Charly Willems Memorial Trophy“, die die ASC Landesgruppe Hessen im Gedenken an ihren im letzten Jahr verstorbenen Präsidenten von nun an als Wanderpokal jährlich vergeben wird. Ausgezeichnet wird der Teilnehmer, der während der ASC Trophy durch besondere Kameradschaft, Fairness und vorbildlich sportlichem Verhalten auffällt.

In diesem Jahr konnte Christian Jacoby, der mit seinem wunderschönen Invicta S und dem Motorrad abwechseln sehr engagiert fuhr den Pokal aus den Händen von SD Antje Willems entgegennehmen, die so, sichtlich bewegt, die große Leidenschaft ihres verstorbenen Mannes für den historischen Automobilsport zum Ausdruck brachte.

Auch wenn die diesjährigen Nürburgring Classics „nur“ im Rahmen eines Track Day Weekends abgehalten wurden, hat das Organisationsteam rund um Marcus Herfort alles gegeben, um das Vintage Meeting auch unter den aktuellen Herausforderungen und unter strikter Beachtung aller Vorgaben bestmöglich zu gestalten. Auch ohne Zuschauer, Grid-Girls und großes Brimborium, war es eine tolle Veranstaltung und wir sehen uns ganz sicher wieder, am 20.-22.05.2022 zur nächsten ASC-Trophy im Rahmen des Vintage Meetings 2022.

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