Winterrallye „Rund um Schotten“
2012
Einfach nur Saukalt…
…war unsere diesjährige Winterrallye. Während halb Europa sich hinter Heizungen und bullernden Kaminen verkroch, hatten wir bei deutlichen Minusgraden im Zweistelligen Bereichen mal wieder nichts Besseres zu tun als unsere Oldtimer „Artgerecht“ zu bewegen. Selbst von den anwesenden Gründerväter der Schottenrallye konnte sich keiner an derartige Kältegrade zurück erinnern. Heftiger Schneefall, Eisglätte, Regen, Frühlingssonne, dichter Nebel, alles schon mal dagewesen, aber eine derartige Kälte?
Das die Teilnehmer mittlerweile kommode Innenlenker mit leidlich funktionierenden Heizungen bevorzugen, nimmt dabei allerdings schon einiges an Schärfe. Das geschlossene Cabrios, wie der AC von Landespräsident SB Dr. Scheffler, auch nicht gerade für wohlige Temperaturen gut war, bewies der ständige Kampf seiner Frau Ruth und Co-Pilotin mit eingeeisten, unbrauchbaren Kugelschreibern. Vielleicht könnte hier das „strenge“ Reglement mal eine Ausnahme machen und Bleistifte erlauben? Fahrer unbeheizter Vorkriegswagen oder ausgerechnet jetzt ausgefallener Heizungen standen auch nicht besser da. Das man sich aber trotz oder gerade deswegen mutwillig der eisigen Kälte aussetzen konnte zeigte das Team SB Roeser/Roeser im offen AC Cobra. Chapeau!
Für eine gewisse Entspannung sorgte Sportreferent SB Anders, die Bordbücher wurden ohne Minutenstress für alle ausgeteilt. Zugegeben, etwas unfair gegenüber den niedrigen Startnummern. Dann Start im Minutenabstand in die Eisige Nacht hinaus. Es war ein 36er Schnitt nach Chinesen zu fahren. Eigentlich einfach, trotzdem wurden hier schon reichlich negative Punktepolster aufgebaut. Das anschließende „wärmende“ Lagerfeuer auf der Hotelterrasse erwies sich in diesem Jahr nicht gerade als Renner. Die traditionelle heiße Suppe mit Würstchen, verwandelte sich in kürzester Zeit in eine Kaltschale. Das ausgelegte frische Bauernbrot, hatte die Konsistenz Tiefgefrorenem. Getränke konnten nur im Haus genossen werden, das Bier schlichtweg in den Flaschen eingefroren. Außer den sonst so beliebten Schnäpsen, aber wer wollte denn schon einen kalten Appelkorn? Zu bewunden waren hier nur die Angestellten des Hauses welche tapfer auf der zugigen Terrasse an der Essensausgabe verharrten.
Der Samstagmorgen stand ganz im Zeichen kniffeliger Orientierungsaufgaben. Kaum ein Team welchem hier nicht „warm“ wurde. Die allgemein gefürchtete Fischräte, über immerhin 2 km, erwies sich jedoch wieder erwarten als lösbar. Randskizzen, Chinesenmix, Kartenfahrt, Halbpfeilskizze boten jedoch genug an Schwierigkeiten für die ambitionierten Beifahrer. Vor allem eine Punkt-Strich Skizze hatte es in sich! Allem Anschein nach hatten es die Ehrgeizigen mal wieder viel zu genau genommen. Frei nach dem Motto: „Geht nicht, gibt’s nicht!“ Fast ein 1/3 der Teilnehmer erreichten daher die Mittagspause bei Lauterbach mit starken Zeitüberschreitungen, manche bis zu einer Stunde.
Aufgrund der Zeitüberschreitungen musste sogar der Restart verschoben werden, da Helfer SB Fischer die Sonderprüfung auf dem Marktplatz in Lauterbach nicht abbauen konnte, um rechtzeitig die Zeitprüfung im Stehrodrom zu erreichen. Nach dem endlich erfolgten Restart ging es mit einigen kleinen Umwegen direkt zum Stehrodrom in Storndorf. Hier waren eine echte Fahrerische Qualitäten gefordert. Auf dem Stehrodrom sollte über 2 Runden ein 29er Schnitt in jeweils 1:30 Minuten gefahren werden. Keine leichte Aufgabe bei Eis und Schnee auf der Fahrbahn. Eine kleine Steigerung gab es dann auch hier noch. Auf einem 1,7 km langen Viereckkurs, außerhalb des Stehr Firmengeländes, sollte jeweils eine Runde mit einem 30er und die folgende mit einem 40er Schnitt gefahren werden. Für ein Nachkriegsauto trotz der Schneeverwehten Feldwege durchaus machbar. Die kleine Gemeinheit mitten auf dem Rundkurs auch noch einen Selbststempler bedienen zu müssen, bemerkte man erst auf den letzten 200 Metern… Es sollen auf der für den öffentlichen Verkehr nicht abgesperrten Strecke auch noch zwei Traktoren gesichtet worden sein. Wer jetzt kein Zeitpolster hatte, war verloren. Für die Vorkriegsfraktion somit eine Aufgabe mit eher Symbolischen Charakter! Ungeachtet dessen, hat es wohl den meisten Fahrer echt Spaß bereitet Ihren Oldie im Schneetrift in die Kurven zu zwingen.
Für erhebliche Verwirrung sorgte im weiteren Verlauf des Nachmittags eine fast unüberwindliche Schachbrettaufgabe. Trotz der einfachen Chinesensymbole stellte sich diese Aufgabe ungeachtet diverser Anläufe für manches Team als zu schwer heraus. Im Nachhinein hatten die Frustrierten doch noch Glück, die Aufgabe wurde wegen eines Formfehlers (Durchfahrtsverbote waren nicht aufgehoben worden) aus der Wertung genommen!
Mithin reichlich Gesprächstoff für die Abendveranstaltung. Nach einem ausgezeichneten Menü erfolgte die lang erwartete Bekanntgabe der Ergebnisse. Wie zu erwarten gab es auf den Siegerrängen eigentlich keine echten Überraschungen. Die „üblichen“ Verdächtigen belegten die vorderen Plätze. Großen Abräumer des Abends waren das Team Schüler/Hepp welches mit Ihrem Alfa Romeo Promiscura gleich 4 Pokale für sich gewinnen konnten: Gesamtsieger aller Klassen, Klassensieg (F), Sieger der Nachtfahrt und Sieger der Gleichmäßigkeitsprüfungen. Die ausgehängten Platzierungen und Lösungsaufgaben sorgten wie immer bis weit in die Nacht hinein für angeregte Diskussionen.
Eines sollte an dieser Stelle jedoch besonders hervorgehoben werden. Jede Rallye hat Ihre Helden. Meistens sind es Fahrer, Co-Piloten oder die Autos selbst. Jeder kennt die einschlägigen Motorsportgeschichten. Die Winterrallye 2012 jedoch hatte eine ganz spezielle Spezies von Helden, das Helferteam um SB Anders! In eisiger Kälte trotzten diese unverdrossen mit blau gefrorenen Fingern und geröteten Gesichtern auf teilweise einsamen Posten den Unbillen des Winters. Diesen wahren Helden der Rallye sei unser besonderer Dank.
Man kann natürlich nicht immer alles haben. Daher bis zum nächsten Jahr mit hoffentlich etwas moderateren Temperaturen aber trotzdem viel Schnee.